Auf seiner Rundreise durch die Moscheen Hannovers setzte Oberbürgermeister Stephan Weil seine Reise im Stadtteil Vahrenwald/List fort. Dem andauernden Regen zum Trotz besuchte er in der Grabbestraße 3b das „Islamische Gemeindehaus Hannover e.V.“, das sich im Hinterhof des Gebäudeblocks befindet.
Zu Beginn der Besichtigung ließ der OB sich von Vereinssprecher Mohamad Kobbani und dem Vereinsvorsitzenden Ahmed Atrasch durch die Räumlichkeiten führen. Diese glichen noch vor wenigen Jahren einer „Ruine“, wie Herr Kobbani erzählte, allerdings sei es dank der ehrenamtlichen Arbeit zahlreicher Helfer gelungen, das Haus zu renovieren. Insgesamt besteht der Verein aus elf Mitgliedern, die jedoch ausschließlich Verwaltungsaufgaben übernehmen. Zu den Predigten kommen vor allem an Freitagen und Feiertagen jedoch bis zu 300 Personen in die Moschee, die sowohl über einen Gebetsraum für die männlichen als auch für die weiblichen Gemeindemitglieder verfügt. Getragen wird der Verein über Spenden, die es sogar ermöglichen, den Imam Mahmoud Jlek als festangestellte Kraft zu beschäftigen.
Momentan erfüllt das „Islamische Gemeindehaus“ ausschließlich religiöse Aufgaben, da die finanzielle Situation es schlicht nicht zulässt sich auch in anderen Bereichen einzusetzen, zumal ein Großteil der Arbeit ohnehin bereits durch freiwilliges Engagement geleistet wird.
Nach dem Rundgang durch das Haus fanden sich die Anwesenden zu einer gut 45-minütigen Diskussionsrunde zusammen, zu deren Anfang Vereinssprecher Kobbani sich erst einmal für die leeren Tische entschuldigte. Denn aufgrund des Fastenmonats Ramadan ist es gläubigen Muslimen momentan tagsüber untersagt, Speisen und Getränke zu sich zu nehmen. Aus Respekt vor diesen Regeln bat Herr Kobbani um Verständnis, dass man deshalb gerade im Innern einer Moschee auch den nicht-muslimischen Gästen nichts anbieten könne.
Anschließend richtete OB Weil einige Worte an die anwesenden Gemeindemitglieder. Zuallererst stellte er dabei heraus, dass er das große freiwillige Engagement in der Moschee sehr schätzt. Jedoch sei es gerade im Hinblick auf den zukünftigen demographischen Wandel in Hannover – mittlerweile stammen 45% aller Kinder und Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund – absolut notwendig, die aktuellen Integrationsbemühungen weiter auszubauen. Ein wichtiger Faktor sei u.a., dass Kinder aus Migrantenfamilien möglichst früh ins Bildungssystem eingeführt werden.
Daraufhin berichtete ein weibliches Gemeindemitglied von ihren Erfahrungen aus der täglichen Arbeit: Demnach fehlt es vielen Eltern am richtigen Handwerkszeug, um ihre Kinder z.B. bei den Hausaufgaben zu unterstützen. Ein Problem, das allein durch ehrenamtliche Arbeit nicht gelöst werden kann. Die anschließende Forderung nach speziellen Elternkursen konnte Herr Weil dann zwar vollkommen nachvollziehen, aber aufgrund der Haushaltslage der Stadt ist ein Eingreifen in näherer Zukunft eher unwahrscheinlich. Stattdessen wies der OB auf laufende Projekte wie die Familienzentren oder das Rucksack-Programm hin, die bereits jetzt unterstützende Funktionen erfüllen.
Thematisiert wurde weiterhin der Nutzen des islamischen Religionsunterrichts, der momentan sehr erfolgreich als Modellversuch in zahlreichen Grundschulen Niedersachsens sowie Hannovers läuft. Die Anwesenden sprachen sich mehrheitlich für eine Ausweitung auch auf die Sekundarstufe I und II aus, was auch die Unterstützung von Herrn Weil findet: „Jede Art des Religionsunterrichts sollte am besten in einer staatlichen Schule stattfinden“. Er versprach dies auch mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister zu besprechen, sollte dieser demnächst seinen Antrittsbesuch in Hannover absolvieren.
Zum Abschluss der Gesprächsrunde hielt Herr Kobbani dann noch eine besondere Überraschung für den OB bereit: Ein modischer Rahmen, in dessen Innern sich Herrn Weils Name in arabischen Schriftzeichen befindet. Sichtlich erfreut nahm der Beschenkte sein Präsent entgegen und verabschiedete sich nach knapp 60 sehr interessanten Minuten von seinen Gastgebern.